Bewerbungsgespräche erfolgreich führen

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Wir wissen, dass ihr als Existenzgründer* vor der Herausforderung steht, das beste Personal für eure Zahnarztpraxis zu finden. Ihr geht mit euren ganz eigenen Erwartungen und Anforderungen auf Mitarbeitersuche. Hinzu kommt der Fachkräftemangel, der die Personalsuche zusätzlich erschwert. In einem Bewerbungsgespräch geht es also nicht mehr nur darum, ob der Bewerber überzeugt – als Arbeitgeber müsst ihr ebenso überzeugen und euer Gegenüber für euch gewinnen. Lasst uns gemeinsam in das Thema einsteigen und wertvolle Erkenntnisse über die Personalgewinnung für eure Zahnarztpraxis gewinnen.

Wen sucht ihr?

Je nachdem, welche Stelle(n) ihr besetzen wollt, habt ihr es mit unterschiedlichen Altersgruppen zu tun. Sucht ihr Azubis, ist eure Zielgruppe aller Voraussicht nach zwischen 17 und 19 Jahren alt. Wollt ihr Mitarbeiter mit abgeschlossener Ausbildung (z.B. Zahnmedizinische Fachangestellte) anwerben, sprechen wir von jungen Erwachsenen oder Personen mit langer Berufserfahrung. Überlegt euch also, wen ihr mit eurer Stellenanzeige ansprechen wollt und richtet sie gezielt darauf aus.

💡 Tipp: Erstellt eine „Persona”

Nehmt euch Zeit und notiert den idealen, fiktiven Mitarbeiter für die Stelle, die ihr besetzen wollt. Überlegt euch, wie alt diese Person jetzt ungefähr wäre und welche Interessen sie hat. Wie lebt eure Persona? Hat sie Familie? Welches Arbeitsmodell sucht euer Traum-Bewerber? Wo bewegt er sich? (Wichtig, wenn es um Werbemaßnahmen im ländlichen Bereich geht.) Durch die Beantwortung dieser Fragen findet ihr heraus, was euch persönlich an Mitarbeitern wichtig istund wer am besten in euer Team passt.

Klarer Pluspunkt für euch: Ihr seid eurer Persona eventuell gar nicht so unähnlich. Ihr seid selbst mit dem Internet aufgewachsen und interessiert euch für die gleiche Branche. Ihr könnt euch also wahrscheinlich sehr gut in euren idealen Mitarbeiter hineinversetzen. Das verschafft euch gegenüber älteren Arbeitgebern einen klaren Vorsprung! Warum? Weil ihr als Existenzgründer selbst auch jung und dynamisch seid – und deshalb genau wisst, wie junge Erwachsene und Berufseinsteiger ticken. 🏋🏻

Wo ihr euren neuen Mitarbeiter findet

Sobald ihr euch darüber im Klaren seid, wen ihr eigentlich wirklich sucht, könnt ihr euch als Arbeitgeber auf den Weg Richtung Arbeitsmarkt machen. Dabei kommt euch das digitale Zeitalter zugute. Moderne Unternehmen tummeln sich längst auf Social Media und gängigen Jobportalen. Beides erlaubt eine hohe Reichweite. Außerdem sind Jobinteressierte es gewohnt, im Internet nach aktuellen Stellenangeboten zu suchen.
Bei den Sozialen Medien kommen weitere Vorteile hinzu: Mit einem Instagram-Beitrag erreicht ihr besonders junges Publikum und könnt euer Netzwerk nutzen, um die Reichweite eures Suchaufrufs zu erhöhen. Seid also mutig und traut euch, neue Wege zu gehen. Schaltet Online-Stellenanzeigen, macht per LinkedIn, Instagram und Co. auf eure Zahnarztpraxis und euer Gesuch aufmerksam.

💡Tipp: Erhöht bei Social-Media-Beiträgen durch kostenlose Maßnahmen eure Reichweite, indem ihr passende Hashtags nutzt.

Sucht ein Bewerber passende Stellenangebote, findet er euch auf diese Weise viel besser. Hashtags funktionieren bei Social Media so wie die Eingabe von Suchbegriffen bei Suchmaschinen.
Hier ein paar Beispiel-Hashtags: #zahnmedizinischefachangestellte, #zahnmedizinischespersonal, #zahnmedizinischeprophylaxeassistentin, #zahnarztgesucht. Recherchiert einfach auf den Plattformen, auf denen ihr die betreffende Stelle posten wollt, und wählt reichweitenstarke Hashtags.

Wenn euch Menschen finden, die gar nicht suchen

Unpassende Arbeitszeiten, fehlende Weiterbildungsmöglichkeiten, schlechte Anbindung: Es gibt bei Arbeitnehmern viele Gründe, die für Unzufriedenheit am Arbeitsplatz sorgen können. Und hier liegt eure Chance: Social Media und kostenpflichtige Werbeanzeigen (z.B. über Google Ads) ermöglichen, dass Menschen auf euch aufmerksam werden, die noch nicht endgültig die Entscheidung getroffen haben, ihren aktuellen Job zu wechseln.
Für diese Bewerbergruppe solltet ihr die Hürden so gering wie möglich halten und für eine erste Kontaktaufnahme auf umfangreiche Bewerbungsunterlagen (wie Lebenslauf, Anschreiben und Zeugnisse) verzichten. Warum? Zum einen kann der Interessent die Bewerbung schnell und unkompliziert absenden. Je einfacher es für ihn ist, desto eher wird er den Schritt wagen. Zum anderen sind seine Bewerbungsunterlagen unter Umständen nicht auf dem neuesten Stand. Bis er Zeit gefunden hat, sich um seine Bewerbungsmappe zu kümmern und sie euch zu schicken, hat er eure Stellenanzeige vielleicht längst vergessen.
Bietet eurem Interessenten ein telefonisches Erstgespräch an. Ist er von eurer Zahnarztpraxis überzeugt, vereinbart ihr ein persönliches Gespräch, zu dem euer Bewerber die fehlenden Unterlagen mitbringen kann.

„Du hast ein Match”

Bei euch ist eine Bewerbung eingetrudelt? Dann heißt es jetzt: cool bleiben. Je nachdem, über welches Portal sich der Bewerber gemeldet hat, solltet ihr eure Rückmeldung formulieren. Bewirbt er sich per Mail, darf es auch ein bisschen förmlicher sein. Nehmt aber auf jeden Fall Abstand von steifen Floskeln. Ist die Anfrage per Instagram bei euch eingegangen? Dann dürft ihr auf jeden Fall duzen und lockerer schreiben.

Mann und Frau schütteln sich gegenüber sitzend und lächelnd die Hand

Ein entspanntes Erstgespräch auf Augenhöhe ist die perfekte Basis für ein erfolgreiches Einstellungsverfahren.

Wie auch immer sich euer potenzieller Mitarbeiter bei euch bewirbt: Bekundet, dass ihr euch über die Bewerbung freut und sie interessant findet. Bleibt dran, wenn nicht sofort eine Rückmeldung kommt. Qualifizierte Bewerber sind zu wertvoll, um sie ziehen zu lassen. Es ist völlig legitim, noch mal nachzuhaken und zu bekräftigen, dass ihr ein persönliches Kennenlernen wünscht.

No-Gos im Bewerbungsgespräch

Es gab Zeiten, da verliefen die meisten Erstgespräche zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer steif und distanziert. Anstatt auf wesentliche Themen der (vielleicht) künftigen Zusammenarbeit einzugehen, wurden völlig irrelevante Informationen abgefragt. „Können Sie uns sagen, wie lange es dieses Unternehmen schon gibt?” oder „Wissen Sie, in welchen Bereichen unsere Praxis spezialisiert ist?” waren echte Stimmungskiller für beide Seiten. Insbesondere dann, wenn die Fragen nicht adäquat beantwortet werden konnten. Tut euch und euren Bewerbern einen Gefallen: Streicht solche Fragen von eurer Liste – ansonsten vergrault ihr sie nur.

5 No-Gos rund um den Bewerbungsprozess

#1 Ihr seid nicht vorbereitet. Auf diese Weise vermittelt ihr eine „Mir egal”-Einstellung.

Besser:

    Als Arbeitgeber solltet ihr euch im Vorfeld ausreichend Zeit nehmen, um die Bewerbungsunterlagen gründlich zu prüfen und euch auf das Treffen vorzubereiten. So könnt ihr das Bewerbungsgespräch entspannt führen.

#2 Ihr folgt starren Strukturen. Ein monotoner Frage-Antwort-Dialog schreckt ab.

Besser:

    Setzt auf einen offenen Dialog und gebt eurem Bewerber die Chance, seine Persönlichkeit zu präsentieren. Nur wer selbst ins Erzählen kommt, gibt interessante Dinge von sich preis.

#3 Ihr stellt unangemessene Fragen: Fragen zu privaten Details des Bewerbers, wie z.B. Familienplanung, Gesundheitszustand oder sexuelle Orientierung, sind ebenso tabu wie Diskriminierung jeglicher Art. Auch Fragen zu den Gründen für den Arbeitgeberwechsel solltet ihr vermeiden.

Besser:

    Konzentriert euch auf die Persönlichkeit und Interessen des Gegenübers, also die Aspekte, die euch positiv auffallen.

#4 Ihr verfolgt eine No-Feedback-Kultur: Ihr stellt bei Unklarheiten keine Rückfragen und gebt eurem Bewerber während und nach dem Gespräch kein Feedback.

Besser:

    Geht auf Aussagen ein, die euch irritieren. Räumt so eventuelle Missverständnisse direkt aus. Und auch wenn ihr euch gegen den Bewerber entscheidet: Erklärt ihm im Zuge der Absage den ehrlichen Grund.

#5 Ihr fragt nicht nach den Bedürfnissen eures Gegenübers: Seid ihr endlich fertig, davon zu predigen, was ihr von euren Mitarbeitern erwartet? Na, dann bleibt hoffentlich noch Zeit, zu fragen, was sich euer neuer Mitarbeiter überhaupt an seinem neuen Arbeitsplatz wünscht (Achtung: Ironie).

Besser:

    Fragt doch einfach mal, was eurem Bewerber an seinem Arbeitsplatz wichtig ist. Von flexiblen Arbeitszeiten bis hin zu Weiterbildungsmöglichkeiten. Ihr erhaltet neue Impulse und könnt gegebenenfalls direkt positiv auf diese Bedürfnisse reagieren.

Das perfekte Bewerbungsgespräch führen

Jetzt, wo ihr wisst, was ihr auf jeden Fall vermeiden solltet, könnt ihr dem Erstgespräch mit eurem Bewerber entspannt entgegensehen. Schafft eine ungezwungene Atmosphäre. Sucht euch den gemütlichsten Raum in eurer Zahnarztpraxis aus. Wenn es unter euch und euren Mitarbeitern üblich ist, könnt ihr eurem Gesprächspartner das Du anbieten – vor allem dann, wenn es sich um einen jungen Interessenten handelt.
Damit ihr möglichst zwanglos ins Gespräch einsteigt, könnt ihr am Anfang kommunizieren, dass es darum geht, dass sich beide Seiten bestmöglich kennenlernen und ihr etwas über euren Bewerber erfahren möchtet. Ihr könnt eure Praxis und euer Alleinstellungsmerkmal kurz hervorheben, solltet euch dann aber schnell eurem Gegenüber widmen und möglichst offene Fragen stellen, die ihm erlauben, sich und seine Bedürfnisse in eigenen Worten vorzustellen.
Weil ihr euch gut vorbereitet habt, kennt ihr außerdem einige Informationen zum bisherigen Werdegang und der Freizeitgestaltung eures Bewerbers. Nutzt dieses Wissen doch als Eisbrecher, indem ihr ihn darauf ansprecht und euer Interesse an ihm und seinen Hobbys bekundet.
Während der Unterhaltung solltet ihr immer im Hinterkopf behalten, dass ihr euch auch bei eurem Interessenten bewerbt. Geht also auf die Vorstellungen und Wünsche ein und verdeutlicht, dass es euch wichtig ist, dass sich die Mitarbeiter in eurer Zahnarztpraxis wohlfühlen.

Probetage anbieten

Ist das Gespräch gut gelaufen? Perfekt! Dann bietet eurem Bewerber einen unverbindlichen Probetag an. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Der potenzielle Mitarbeiter lernt das Praxisteam und euren Arbeitsalltag kennen. Zudem kann er sein Können bzw. seine Persönlichkeit direkt am Arbeitsplatz unter Beweis stellen. Gleichzeitig könnt ihr euch ein besseres Bild von seiner Arbeitsweise machen und einen Eindruck davon bekommen, ob sie mit euren Vorstellungen harmoniert.
Doch das ist nicht alles: Sollte eine der beiden Seiten sich im Zuge des Probetags doch gegen ein Arbeitsverhältnis entscheiden, könnt ihr euch ohne bürokratischen Aufwand voneinander verabschieden. Ist der Vertrag allerdings vor dem ersten Arbeitstag unterzeichnet und ihr stellt erst im Nachhinein fest, dass die Zusammenarbeit nicht harmoniert, müsst ihr das Arbeitsverhältnis wieder offiziell rückabwickeln. Diese Formalie bedeutet vermeidbaren Mehraufwand auf beiden Seiten – also für euch und euren Bewerber.

Bewerbungsgespräch führen mit der Generation Z

Ein Bewerber der Generation Z (also jemand, der nach 1997 geboren wurde) hat andere Ansprüche an die Arbeitswelt als die Vorgängergenerationen. Er ist digital nativ und erwartet ein modernes Arbeitsumfeld, das flexibel und agil gestaltet ist. Alle Punkte, die wir euch in dem Artikel vorgestellt haben, solltet ihr also unbedingt auf diese Zielgruppe ausrichten: Eine attraktive Präsentation der Praxis und der offenen Stelle ist sehr hilfreich, um die Aufmerksamkeit der jungen Bewerber zu gewinnen.
Außerdem ist es wichtig, transparent und authentisch zu kommunizieren, was die Praxis ausmacht und welche Ziele sie verfolgt.
Generation Z erwartet, dass sie in ihrem Beruf Sinn und Bedeutung findet. Sie schätzt es, wenn ihre Meinung gehört und sie in Entscheidungen einbezogen wird.

*Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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