Die Entscheidung für eine eigene Zahnarztpraxis ist ein großer Schritt. Mit der Vision der eigenen Praxis kommen jedoch auch viele Verpflichtungen hinzu.
Sobald Zahnärzte nur davon träumen, sich selbstständig zu machen, stehen sie unweigerlich vor der Frage: „Wie soll ich das nur finanzieren?“
Aber keine Sorge: Es gibt viele Möglichkeiten, wie ihr als Existenzgründer finanzielle Unterstützung erhaltet. Spezielle Förderprogramme bieten euch die Chance, eure Praxis auf eine solide finanzielle Basis zu stellen und gleichzeitig in die Zukunft zu investieren.
Neugründung vs. Praxisübernahme
Finanziell macht es oft einen Unterschied, ob ihr eine Bestandspraxis übernehmt oder eine komplette Neugründung plant. Bei der Übernahme einer bestehenden Praxis kauft ihr in der Regel nicht nur die Räumlichkeiten, sondern auch das bestehende Inventar mit. Das bedeutet, dass die nötige Ausstattung – von Behandlungsstühlen bis hin zu Röntgengeräten – bereits vorhanden ist und oftmals keine größeren Neuanschaffungen nötig sind. Im besten Fall reicht es aus, kleinere Renovierungen oder Modernisierungen vorzunehmen, um die Praxis nach euren Vorstellungen zu gestalten.
Bei einer Neugründung hingegen startet ihr komplett bei null. Hier müsst ihr alles von Grund auf neu anschaffen: Möbel, technische Geräte, medizinisches Equipment und die IT-Infrastruktur. Diese Investitionen sind zwar eine große finanzielle Herausforderung, bieten euch jedoch die Freiheit, eure Praxis exakt nach euren Wünschen und aktuellen Standards einzurichten.
Wir haben einen spannenden Podcast zum Thema Neugründung und Praxisübernahme aufgenommen. Dort geht es auch um weitere finanzielle Aspekte rund um den Weg in die Selbstständigkeit.
Welche Kosten kommen auf euch zu?
Hand aufs Herz: Die Gründung einer Zahnarztpraxis bedeutet in beiden oben genannten Fällen eine große finanzielle Last – zusätzlich zu den Unwägbarkeiten, bezüglich eures künftigen Einkommens und eventuell existierender Studienkredite.
Zu den größten Kostenfaktoren gehört je nach Gründungsart die technische Einrichtung eurer Praxis: Moderne Behandlungseinheiten, Sterilisationsgeräte, Röntgentechnik und IT-Systeme sind unverzichtbar und kostenintensiv.
Laufende Kosten für Personalgehälter, Versicherungen und den Praxisbetrieb fallen natürlich zusätzlich an.
Hinzu kommen bürokratische Hürden. Genehmigungen, Anmeldungen und Lizenzgebühren können ordentlich ins Gewicht fallen. All diese Faktoren wollen frühzeitig bedacht werden, damit der Traum von der eigenen Praxis nicht an den Finanzen scheitert. Es hilft, wenn ihr euch zunächst einen genauen Plan mit den anstehenden Kosten erstellt.
Wer im Vorfeld gut plant und seine finanziellen Ausgaben genau kennt, kann gezielt nach der passenden Förderung für die Zahnarztpraxis suchen.
Welche Fördermöglichkeiten gibt es?
Für die Gründung einer Zahnarztpraxis gibt es verschiedene Fördermöglichkeiten. Angefangen bei staatlichen Krediten bis hin zu regionalen Förderprogrammen. Aber auch bei euren Steuern könnt ihr gegebenenfalls sparen.
Öffentliche Fördermittel: KfW-Kredite und staatliche Zuschüsse
Eine der bekanntesten Fördermöglichkeiten sind die Kredite der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Sie bieten zinsgünstige Darlehen speziell für Existenzgründer an, die eine eigene Zahnarztpraxis aufbauen möchten.
Der Vorteil: Die Konditionen sind in der Regel deutlich günstiger als bei herkömmlichen Bankkrediten, und es gibt lange Laufzeiten sowie tilgungsfreie Anlaufjahre. Da kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) die Voraussetzungen für KfW-Förderprogramme erfüllen, sind sie besonders für Zahnarztpraxen geeignet.
Regionale Förderprogramme
Je nach Bundesland gibt es zudem verschiedene regionale Förderprogramme, die speziell auf die Bedürfnisse von Existenzgründern in der Gesundheitsbranche zugeschnitten sind. Diese Förderungen variieren stark, was die Förderbeträge, die Anforderungen und die Art der Unterstützung angeht. Fragt bei eurer jeweiligen Landesregierung oder regionalen Förderbanken nach diesen Programmen, da sie oft zusätzliche Vorteile bieten, die auf nationaler Ebene nicht verfügbar sind.
Landzahnarzt werden
Die Landflucht macht auch unter Zahnärzten nicht Halt. Das Problem: Mit Eintritt in das Studium verlassen viele Abiturienten die ländliche Heimat. In dieser Entscheidung stecken nicht nur Fernweh und Abenteuerlust. Der pragmatische Grund ist, dass sich die Universitäten und Kliniken oft in dichter besiedelten Gegenden befinden und die jungen Erwachsenen auf eine gute Anbindung angewiesen sind.
Ist das Studium nach vielen Jahren endlich abgeschlossen, haben sich die angehenden Existenzgründer bereits in ihrer neuen (Wahl-)heimat eingelebt und sich sozial vernetzt. Für viele erscheint es unattraktiv, wieder zurück aufs Land zu ziehen.
Doch auch Menschen in weniger stark besiedelten Gebieten wollen mit einem gesunden und strahlenden Lächeln über den Marktplatz schlendern. Weil die Länder dieses Problem erkannt haben, gibt es beim Förderangebot einen deutlichen Trend zur Unterstützung für Existenzgründer, die sich für eine Praxis „im Grünen“ entscheiden. Mit diesen Lockangeboten sollen qualifizierte Fachkräfte zurück in dünn besiedelte Gebiete geholt werden.
Förderungen für Digitalisierung und Medizintechnik
Innovative Praxen, die verstärkt auf digitale Lösungen und moderne Medizintechnik setzen, profitieren von besonderen Fördermöglichkeiten des Bundes und der Länder. Es gibt Programme der Digitalinitiative Dental Deutschland, die die Anschaffung von digitaler Infrastruktur, wie etwa Praxissoftware, oder die Implementierung von Telemedizin-Angeboten unterstützen. Diese Förderungen zielen darauf ab, die Effizienz und die Patientenversorgung in den Praxen zu verbessern. Über den Gratis-Fördermittel-Check prüft ihr mit wenigen Klicks, ob es ein geeignetes Förderprogramm für euer Vorhaben gibt.
Förderung für externe Beratungsleistung
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle bietet eine attraktive Möglichkeit für KMU, externe Beratungsleistungen fördern zu lassen. Ziel dieser Förderung ist es, die Wettbewerbsfähigkeit eures Unternehmens zu verbessern und Arbeitsplätze zu sichern. Besonders für Zahnarztpraxen in der Gründungs- oder Wachstumsphase kann diese Unterstützung wertvoll sein, um betriebswirtschaftliche, organisatorische oder finanzielle Herausforderungen professionell anzugehen.
Steuerliche Vorteile für Existenzgründer
Ein weiterer wichtiger Punkt sind die steuerlichen Vorteile. Durch Abschreibungen und Investitionsabzüge könnt ihr die Kosten für die Anschaffung von Praxisequipment und anderen Betriebsmitteln steuerlich geltend machen. Das kann eure Steuerlast erheblich senken, besonders in den ersten Jahren eurer Praxis. Auch Programme wie der Investitionsabzugsbetrag (IAB) bieten euch die Möglichkeit, zukünftige Investitionen schon vorab steuerlich zu berücksichtigen.
💡Tipp: Lasst euch rechtzeitig von einem Steuerberater beraten, der auf Existenzgründung und/oder Selbstständigkeit spezialisiert ist.
Planung und Beantragung
Habt ihr euch für ein Förderprogramm entschieden? Perfekt! Nun könnt ihr die nötigen Schritte sorgfältig planen und den Antragsprozess gut strukturieren.
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- Voraussetzungen prüfen
Prüft vor der Beantragung, welche Voraussetzungen für die Förderung einer Zahnarztpraxis erfüllt werden müssen. Einige Programme richten sich explizit an Existenzgründer, während andere vielleicht spezielle Anforderungen an die Praxisgröße, den Standort oder die Art der durchgeführten Behandlungen stellen. Überprüft auch, ob es Fristen gibt oder ob eine bestimmte Rechtsform der Praxis (z.B. Einzelpraxis, Gemeinschaftspraxis) Voraussetzung ist. Je gründlicher ihr die Bedingungen prüft, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass euer Antrag erfolgreich beschieden wird. - Antragsprozess
Der Antragsprozess kann je nach Förderprogramm unterschiedlich komplex sein. Einige Förderungen erfordern detaillierte Businesspläne, Finanzierungspläne oder Nachweise über die geplanten Investitionen. Stellt sicher, dass ihr alle relevanten Dokumente rechtzeitig vorbereitet. Ihr spart euch und dem Förderer viel Zeit und Arbeit, wenn ihr die erforderlichen Anlagen direkt vollständig beifügt. Manchmal gibt es auch Online-Portale, über die ihr die Unterlagen einreichen könnt. Achtet darauf, euch genau an die Vorgaben zu halten, damit euer Antrag nicht aufgrund von Formalitäten abgelehnt wird. - Beratungsmöglichkeiten
Holt euch Unterstützung, wenn die Papierflut euch über den Kopf wächst. Viele Beratungsstellen, z.B. die örtlichen Zahnärztekammern oder Industrie- und Handelskammern, bieten speziell für Existenzgründer kostenlose Beratungen an. Auch Finanzberater und spezialisierte Förderberater helfen dabei, die passenden Programme zu finden, und unterstützen euch beim Ausfüllen der Anträge. In unserem letzten Blogbeitrag haben wir ein Interview mit der Kinderzahnärztin Dr. Nathalie Henrich geführt. Sie berichtet in ihrem Blogbeitrag, dass sie rückblickend gern mit einem Experten zusammengearbeitet hätte, der Erfahrung mit Praxisgründungen hat. Auf diesem Weg vermeidet ihr Fallstricke und unnötige Ausgaben.
- Voraussetzungen prüfen
Fazit
Euch stehen zahlreiche Fördermöglichkeiten für den Start eurer eigenen Praxis zur Verfügung. Je nach Situation und eurem Vorhaben variiert das Angebot.
Besonders wertvoll sind externe Beratungsleistungen. Sie helfen euch, den Überblick zu behalten und wirtschaftliche Fallstricke zu vermeiden.
Prüft vorab die Voraussetzungen, um die Förderungen für die Zahnarztpraxis erfolgreich zu nutzen. Nutzt auch die angebotenen Beratungsleistungen, um den Prozess so reibungslos wie möglich zu gestalten. Mit der richtigen Vorbereitung könnt ihr euren Traum von der eigenen Praxis verwirklichen und euch ganz auf das konzentrieren, was wirklich zählt: eure Patienten.
💡Schon gewusst? Bei der Übernahme einer EVIDENT Praxis beraten wir euch gern zu allen Fragen rund um strategische, rechtliche und steuerliche Grundlagen – und das komplett kostenfrei!
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